

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts galten die nationalen Produktionsziffern der Schwefelsäure Volkswirten als einer der Hauptindikatoren für die industrielle Entwicklung und den Reichtum eines Landes. Die Quelle dieser Kraft und die Gründe für den explosionsartigen Anstieg ihres Gebrauchs sind im Bergwerk und in der Chemie des Handwerks aufzuspüren. In fein abgestuften Trennverfahren gewannen Hüttenleute und Handwerker Vitriol und Schwefelsäure, Salpeter, Soda und Pottasche, die Schlüsselprodukte zur Herstellung von Glas, Seife und Schießpulver, zur Scheidung von Gold und Silber, zum Bleichen von Textilien und zum Beizen und Färben.
Soda und Schwefelsäure werden die ersten dieser in großen Mengen benötigten Produkte sein, für die industrielle Verfahren zur Verfügung stehen und auf die sich das Augenmerk wissenschaftlich geschulter Chemiker richten wird.
Inhalt
Einführung 7
Eine Bergfabrik für Schwefel und Vitriol 14
Vitriol aus Schwefel- und Kupferkies am Rammelsberg 23
Oleum – Vitriolöl – rauchende Schwefelsäure 39
Das Labor des Bergwerks: die Probierstube 48
Wie Ercker Scheidewasser brannte 55
Scheidung von Gold und Silber 64
Hitzebeständige Gläser für Probierstuben und Apothekerlabors 70
Atempause zwischen Bergwerk und Handwerk 73
Salpeter – ein dreckiges Geschäft 77
Textilbleiche: Seife, Pottasche, Sauermilch oder Schwefelsäure 88
Der Seifensieder kannte den Unterschied von Soda und Pottasche 98
Schwefelsäure aus Schwefel: Vom Labor im Großen
zur Bleikammer 107
Das Leblanc-Verfahren zur Sodaherstellung 110
Zwischen Handwerk und Manufaktur 115
Das Handwerk wächst aus seinen Kleidern 120
Ein wissenschaftlicher Ertrag der Chemie des Handwerks? 123
Ein Nachwort zur Präzision des handwerklichen Jargons 129
Anmerkungen 131
Der Autor 136
Helmut Veil, geb. 1943, war Allgemeinarzt in Frankfurt am Main und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte der Naturwissenschaften. Er untersucht die kulturellen und ideellen Voraussetzungen epochaler Gärungsprozesse der Naturerkenntnis, in denen sich festgefügte Erklärungsmuster zersetzen und neue noch nicht etabliert haben.