Ästhetische Praxis (Buch)
Ästhetische Praxis
Aspekte einer Musiksoziologie nach Adorno
ISBN 978-3-941743-71-7
Der Band möchte neue Perspektiven für eine Interpretation von Theodor W. Adornos Beitrag zur Musiksoziologie liefern. Dabei wird eine gravierende Doppelgesichtigkeit seiner Soziologie zum Ausgangspunkt genommen. Auf der einen Seite sprengt ihr immanenter Bezug auf den Gegenstand Musik gleichermaßen die Grenzen der eingerichteten Formen der soziologischen wie der musikwissenschaftlichen Analyse. Auf der anderen Seite ist Adornos Musiksoziologie nur Programm geblieben und dies nicht zuletzt durch ihren eigenen gesellschaftstheoretischen Reduktionismus.
Zunächst wird diese Doppelgesichtigkeit kenntlich gemacht, um dann Perspektiven einer paradigmatischen Neuformulierung von Adornos Programm zu diskutieren. Diese sind vor allem verwurzelt in Theorien des Sprechhandelns, im Pragmatismus und in Grundlagen der Mikrosoziologie. Dazu gesellen sich Beiträge zu einer Theorie des autonomen künstlerischen Handelns, die sowohl die biographische wie die gesellschaftliche Seite dieses Handelns betreffen. Abschließend wird Adornos Modell von Kulturindustrie als frühe Form der Dispositiv-Diagnose gewürdigt.
Inhalt
Vorwort 7
I. Adorno-Perspektiven 11
1. Nach Adorno: après et selon. Adornos Musiksoziologie zwischen Zukunftsprogramm und Dogmatik 13
2. Pierre Bourdieu, ein Erbe Adornos? Zum Verhältnis von Soziologie und Geisteswissenschaften 31
II. Konstitutionstheoretische Grundlagen 45
3. Musik als fait social sui generis. Reformulierung eines Schlüsselproblems von Adorno 47
4. Warum Musik keine »Sprache der Gefühle« ist. Eine erfahrungstheoretische Kritik 86
III. Biographie und Deutungsmuster 103
5. Zu einer Physiognomik Wilhelm Furtwänglers. Empirische Rekonstruktionsskizze einer biographischen Grundgestalt 105
6. Arnold Schönbergs »Moses und Aron« als autobiographischer Mythos des autonomen Künstlers 127
IV. Gesellschaft und Geschichte 145
7. Was heißt »bürgerliche Musik«? Zur Kritik an einem problematischen Sprachgebrauch 147
8. Der Domestik als Künstlerkollege des Fürsten. Die Geburt des autonomen Komponisten im Schoße des Feudalismus 158
V. Das Dispositiv der gesellschaftlichen Delegitimation von Musik als Kunstform 185
9. Ist das Musikleben ein Betrieb? Eine Rezension 187
10. Jenseits von elitär oder populär? Der Fetischcharakter der Marke und die Zerstörung des Ausdrucks 195
Der Autor
Ferdinand Zehentreiter, Studium Klavier in München; Soziologie, Philosophie und Musikwissenschaft in Frankfurt am Main, Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes, Privatdozent für Soziologie und Sozialpsychologie am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, Lehrbeauftragter für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik in Frankfurt am Main, zahlreiche Publikationen über kultursoziologische und ästhetische Fragen, internationale Vortragstätigkeit (etwa 2015 an der Tagung »New Tendencies of Contemporary Music in Germany« am Music Department der Harvard University), korrespondierender Mitarbeiter der Zeitschrift »Musik und Ästhetik«.