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Elektrisches Feuer 1746
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Elektrisches Feuer 1746 (PDF)

Helmut Veil
Elektrisches Feuer 1746
Ein bizarrer Streit um Wissenschaft und Öffentlichkeit in Leipzig

136 Seiten, 14 Abbildungen
Frankfurt am Main 2019
ISBN 978-3-941743-77-9

Buch: 18,00 Euro
E-Book (PDF): 12,00 Euro
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Die Elektrizität hat um die Mitte des 18. Jahrhunderts alle anderen Fragen der Physik in den Hintergrund treten lassen und für einige Jahre die Öffentlichkeit in ihren Bann gezogen. Nie zuvor waren die gefährliche Kraft des elektrischen Feuers und seine bizarren Eigenschaften so eindrucksvoll demonstriert worden. Die experimentierenden Physiker standen im Rampenlicht einer Öffentlichkeit, die immer neue Spektakel verlangte, die von den phantasievollen Naturkundigen bereitwillig in Szene gesetzt wurden. Die Messestadt Leipzig war ein Glücksfall für ein Zusammentreffen vieler Faktoren, die die Aufmerksamkeit auf elektrische Darbietungen lenkten und ohne Zeitverzug in alle Winkel Europas verbreiteten. Aber wo endet Wissenschaft und wo beginnt Scharlatanerie?

Über diese Frage gerieten zwei bekannte Experimentatoren, die Professoren Johann Heinrich Winckler in Leipzig und Georg Matthias Bose in Wittenberg heftig aneinander. Die jahrelangen Anfeindungen kulminierten 1747 in einer Klageschrift Wincklers an den Kurfürsten von Sachsen mit dem Verlangen nach Satisfaktion. Das devote Deutsch des kurfürstlichen Verwaltungsaktes und der Vorreden in Buchveröffentlichungen drohte das schnörkellose der Wissenschaft zu ersticken, das als aufgeklärtes Pflänzchen im engen Korsett der Ständegesellschaft zu wachsen versuchte.

Da die Wissenschaftler noch nicht messen konnten, registrierten sie lediglich Effekte wie Funken, Blitze und schmerzhafte Empfindungen und spekulierten über imaginäre Teilchen eines elektrischen Feuers. Die Leidener Flasche, die Elektrizität speicherte, wird eine auf Messungen beruhende Wissenschaft einleiten, aber sie war wegen ihrer Kapazität so gefährlich, dass ernsthafte Wissenschaftler vom Leichtsinn öffentlicher Vorführungen Abstand nahmen.

Inhalt

Einführung in eine elektrisierte Welt  7
Die Beleidigungsakte Bose ? Winckler. Landläufer und andere Wissenschaftler  13
Die Wahrnehmung der Zeitgenossen: nützliches Vergnügen oder Theater blöder Köpfe?  51
Die Elektrizität der Leidener Flasche: Leichtsinn und Erkenntnis  61
Orte des Geschehens: Leipzig mit Apels Garten, Wittenberg und Lauban 70
Adliges Publikum, Elektrisierer überall  77
Zwei Wege zur experimentellen Physik: Bemerkungen zu den Biographien der Kontrahenten  94
Schlusswort oder ein Ende des Leichtsinns  109

Anhang  113
Originaltexte  113
Anmerkungen  128
Der Autor  135

Der Autor

Helmut Veil, geb. 1943, war Allgemeinarzt in Frankfurt am Main und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte der Naturwissenschaften. Er untersucht die kulturellen und ideellen Voraussetzungen epochaler Gärungsprozesse der Naturerkenntnis, in denen sich festgefügte Erklärungsmuster zersetzen und neue noch nicht etabliert haben.