Landwirtschaft und Morgenröte der Chemie um 1800
Helmut Veil
Landwirtschaft und Morgenröte der Chemie um 1800
Der denkende Landwirt und seine Wissenschaftler
112 Seiten, Broschur
18 Abbildungen, drei farbig
1. Auflage Frankfurt am Main 2024
ISBN 978-3-941743-40-3
Buchausgabe 17,80
E-Book (PDF) 12,80
Die Geschichte der Bauern ist ein einziges Klagelied von Unrecht und Leid. Sie waren die Begleiter einer von einer unverstandenen Natur und von herrschaftlicher Willkür abhängigen Existenz. An die Scholle gefesselt, von einem Grundherrn zum anderen verschoben, von eingefleischten Verhaltensmustern gesteuert, hatten sie nie die Freiheit, ihre Erträge zu erhöhen. Mitten im gesellschaftlichen Umbruch in der Folge der Französischen Revolution versuchten Landwirtschaftsreformer wie Albrecht Thaer die bäuerliche Praxis an wissenschaftlichen Methoden auszurichten. Die Reformer bewegten sich auf dem schwankenden Terrain einer unausgereiften Chemie, versanken in Spekulationen über das Pflanzenwachstum und scheiterten mit ihren Verbesserungsvorschlägen allzu oft an den Traditionen der Dreifelderwirtschaft, an Pachtsystemen und an feudalen Zwängen. Als Gefangene der Humustheorie blieb ihr Ziel einer Landwirtschaft als Erfahrungswissenschaft, trotz der Anlage von Versuchsfeldern, ein Wunschtraum für die Zukunft. Die Entdeckung der Fotosynthese durch Jan Ingenhousz war ihnen nicht wissenschaftlicher Ansporn für ein tieferes Verständnis des Pflanzenwachstums. Sie wurde als Ablenkungsmanöver eines abgehobenen Philosophen empfunden, der von Landwirtschaft nichts verstand.
Inhalt
Einleitung: Der denkende Landwirt 7
Flurzwang und Fron am Beispiel Westfalens: Thaer und Schwerz 13
Fotosynthese: Ingenhousz 23
Humustheorie und neue Chemie: Ingenhousz gegen Hassenfratz 37
Dünger und Boden: Thaer, Einhof, Sprengel 54
Boden und Dünger heute: eine Skizze 78
Landwirtschaft als Erfahrungswissenschaft 80
Anmerkungen 103
Der Autor
Helmut Veil, geb. 1943, war Allgemeinarzt in Frankfurt am Main und beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Geschichte der Naturwissenschaften. Er untersucht die kulturellen und ideellen Voraussetzungen epochaler Gärungsprozesse der Naturerkenntnis, in denen sich festgefügte Erklärungsmuster zersetzen und neue noch nicht etabliert haben.