Unser die Welt
Wilhelm K. Essler
Unser die Welt
Sprachphilosophische Grundlegungen der Erkenntnistheorie
Ausgewählte Artikel
Hg. von Gerhard Preyer
© 2001 Wilhelm K. Essler
© 2001 Humanities Online
265 Seiten
ISBN 978-3-934157-06-4
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Die Weiterentwicklung der Gedanken, die Wilhelm K. Essler 1972 in seinem Buch »Analytische Philosophie I« vorgetragen hat, ist bislang nur in Artikeln erfolgt. Die hier vorgelegte Auswahl hat das Ziel, den Kern seines Philosophierens, nach Sachgebieten geordnet, darzustellen.
Im Zentrum seines Philosophierens steht die Untersuchung des Reflektierens, genauer: des philosophischen Reflektierens, anhand semantischer und epistemologischer Beispiele. Er orientiert sich dabei nicht an der Untersuchung vorhandener Erkenntnisakte, die oft schwer faßbar und noch schwerer eindeutig bestimmbar sind, sondern an deren rationaler Rekonstruktion in Modellen, gemäß dem Vorgehen in experimentellen Wissenschaften, und das besagt in der Philosophie natürlich: in Modellsprachen. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, daß unter Einsatz des Instrumentariums der modernen Logik und ihrer Metalogik definitive Ergebnisse erzielt werden können, aufbauend auf den metalogischen Resultaten Gödels und Tarskis.
In der Weiterführung der Ergebnisse von Gödel und Tarski wird gezeigt, daß die methodologische Unterscheidung von Erwähnen und Verwenden genau dem Vorgehen des semantischen Reflektierens gemäß der Sprachstufentheorie Tarskis entspricht und daß diese daher das geeignete Instrument zur Darstellung des epistemologischen Reflektierens und damit auch der erfahrungswissenschaftlichen Semantik ist. Anhand solcher präziser Sprachmodelle wird die Voraussetzungshaftigkeit allen sprachgebundenen Erkennens jeweils am Beispiel nachgewiesen. Macht man eben dieses Reflektieren zum neuen Gegenstand des untersuchenden Reflektierens, so benötigt man hierzu, will man die zuvor benützte Sprache des Reflektierens nun vollständig darstellen, abermals zusätzliche, in ihr noch nicht ausdrückbare Mittel des Reflektierens, und so fort ohne Ende. Dabei zeigt sich, daß dieses »und so fort ohne Ende« zum Problem der Grenze des Sagbaren gehört, und damit a fortiori zu den Grenzen des Philosophierens.
Wie bei Platon wird Denken als ein inneres Sprechen verstanden, was eine enge Verbindung von Sprachphilosophie und Philosophie des Geistes impliziert. In neueren Untersuchungen hat Wilhelm K. Essler gezeigt, daß die Grundgedanken der buddhistischen Philosophie des Geistes mit diesen Ergebnissen des Reflektierens weitgehend übereinstimmen, daß jedoch diese über zwei Jahrtausende alte buddhistische Philosophie darüber hinaus auch Instrumente zur individuellen Anwendungen einer solchen sprachphilosophisch und erkenntnistheoretisch untermauerten Philosophie des Geistes enthält, die diese dann zu einer gelebten Philosophie werden lassen können, mit dem Ziel des Mottos, das auf der Eingangspforte des Tempels von Delphi zu lesen stand, nämlich: »Erkenne Dich selbst!«
Gerhard Preyer
Inhalt
Einleitung
Zur Struktur von Erfahrung 7
Fundamentals of a Semi-Kantian Métaphysics of Knowledge 21
Kant nowadays 21
Kantian points of view 21
On empirical concepts 22
Relativizing Kant's distinctions 23
Levels of apriority 24
Kant's main question 25
Justifying beyond Kant 26
Transcendental bases for ostensions 27
From transcendental to objective knowledge 28
Kant und kein Ende 31
Erkenntnisphilosophie und Erkenntnispsychologie 31
Eine kantische Wissenschaftsphilosophie der Gegenwart 32
Von der Wissenschaftsphilosophie zur Erkenntnisphilosophie 36
Der Inhalt des Universums 37
Die Form des Universums 41
Das Wahrnehmen von Objekten im Raum 44
Das Wahrnehmen von Objekten in der Zeit 50
Was können wir wissen? 52
Tarski on Language and Truth 57
Was ist Wahrheit? 73
Am Anfang war die Tat 81
Gorgias hat Recht! 99
Philosophieren am Lac Léman 99
Was Mathematiker tun dürfen, und was Philosophen tun müssen 100
Summa contra Gorgias, oder: Über das Sein des Seienden 102
Alles ? 105
? oder nichts 106
Am Anfang war die Tat 112
Vivat Gorgias! 116
Was ist und zu welchem Ende treibt man Métaphysik? 119
Métaphysik der Erfahrung 119
Metaphýsisches Reden 123
Von den Begriffen zu den Ideen 125
Die Deduktion der Kategorien 126
Denken und Sprechen 128
Die Stufe des Reflektierens 130
Die Stufen rauf und runter 134
Das Materielle an der Sprache 138
Das Identifizieren des Gegenstands 142
Das Schiff des Theseus 144
Die Métaphysik der Erfahrung 146
Metaphýsisches Reden 148
Das logische Aufbauen von Welten 151
Unser die Welt ? trotz alledem 169
»Erkenne dich selbst!« 183
Selbst das Selbst ist nicht selbst 211
Offenes Philosophieren 249
Editorische Notiz und Quellennachweis 263