• PDF
Wittgensteins Wahrheitsverständnis
  • Wittgensteins Wahrheitsverständnis

Wittgensteins Wahrheitsverständnis

Steffen Giehring
Wittgensteins Wahrheitsverständnis
Zugleich Entwurf einer Grammatik von »wahr« und »Wahrheit« auf der Grundlage der Spätphilosophie Wittgensteins

345 Seiten
Frankfurt am Main 2005
ISBN 978-3-934157-44-6

Buch 32,00  Euro (vergriffen)
E-Book (PDF) 19,80 Euro

19,80 €
Bruttopreis
Menge

Inhalt

Vorbemerkung 9

Einleitender Überblick 11
1. Wittgensteins Wahrheitsverständnis im Tractatus 11
2. Wittgensteins Abwendung vom Tractatus als Kritik
seines frühen Wahrheitsverständnisses 13
3. Das Wahrheitsverständnis in Wittgensteins Spätphilosophie 14


1. Wittgensteins Wahrheitsverständnis im Tractatus 19

1.1 Satzwahrheit 23
1.1.1 Grundzüge der Theorie der Abbildung. Die Frage nach Möglichkeit und Grenzen sprachlichen Sinns 23
1.1.1.1 Alltagssprachliche Sätze, vollständige Analyse, Elementarsätze, Namen 25
1.1.1.2 Gegenstände, Sachverhalte, Tatsachen 27
1.1.1.3 Das Wesen des Satzes 30
1.1.2 Die Bedingung der Möglichkeit von Sinn und Wahrheit 31
1.1.3 Wahrheit als Übereinstimmung von Elementarsatz und Tatsache 33
1.1.4 Die Grenzen von Sinn und Wahrheit 37

1.2 Philosophische Wahrheit 40
1.2.1 Erste Annäherung 40
1.2.2 Zweite Annäherung: McDonoughs Interpretation logischer Wahrheit als Paradigma philosophischer Wahrheit 45
1.2.3 Einige methodische Bemerkungen 49
1.2.3.1 Zur Logik der »Logisch-philosophischen Abhandlung« 58
1.2.4 Der logische Bau des Tractatus I 63
1.2.4.1 Der Ausgangspunkt des Tractatus 64
1.2.4.2 Vom Dass der Sprache zum Wesen der Welt 72
1.2.4.3 Der logische Bau des Tractatus IIDie Große Tautologie 97
1.2.5 Philosophische Wahrheit. Explikation 103
1.2.6 Ethische Konsequenzen 109
1.2.6.1 Das Problem des Sinns 111
1.2.6.2 Das glückliche Leben als das sinnerfüllte und zugleich richtige Leben 115
1.2.6.3 Der religiöse Hintergrund in Wittgensteins früher Ethik 124
1.2.6.3.1 Das glückliche Leben im religiösen Verständnis 126
1.2.6.3.2 Gott als normative Instanz 131
1.2.6.3.3 Zusamenfassung 135


2. Wittgensteins Abwendung vom Tractatus als Kritik seines frühen Wahrheitsverständnisses 137

2.1 Die Infragestellung der Theorie der Satzwahrheit des Tractatus 142
2.2 Die Infragestellung des Wahrheitsanspruches des Tractatus: Das Aufbrechen des logischen Muss 145
2.2.1 Neuorientierung der Philosophie: Syntax und Grammatik 150


3. Das Wahrheitsverständnis in Wittgensteins Spätphilosophie 159

3.1 Satzwahrheit 160
3.1.1 Wittgensteins sinnkritische Hinterfragung der Korrespondenztheorie des Tractatus 161
3.1.1.1 »Übereinstimmung« von Erwartung und Erfüllung 162
3.1.1.2 »Gleichheit«. Regel und Regelbefolgung 166
3.1.2 Fragwürdige Zuschreibungen 168
3.1.2.1 Eine Redundanztheorie der Wahrheit? 169
3.1.2.2 Eine Konsenstheorie der Wahrheit? 174
3.1.2.2.1 Grammatischer Satz und Erfahrungssatz 177
3.1.2.2.2 Das gemeinsame Stehen und Fallen von Sinn und Wahrheit 179
3.1.2.2.3 Resümee. Eine kleine Konsenstheorie 182
3.1.2.3 Eine Kohärenztheorie der Wahrheit? 184
3.1.2.4 Gründe für das Fehlgreifen wahrheits-theoretischer Zuschreibungen 187
3.1.2.4.1 Noch einmal: Korrespondenz und Redundanz 188
3.1.2.4.2 Die Wahrheitsfrage vor dem Hintergrund der rein deskriptiven Methode 192
3.1.2.5 Das Wahrheitsspiel autonomer Sprachspiele 195
3.1.2.5.1 Mathematische Wahrheit 196
3.1.2.5.2 Religiöse Wahrheit 200
3.1.3 Wittgensteins Verständnis von Satzwahrheit ? Zusammenfassung 204

3.2 Entwurf zu einer Grammatik von »wahr« und »Wahrheit« 207
3.2.1 Artikulation des Unbehagens gegenüber der Behandlung der Wahrheitsfrage in der Analytischen Philosophie 209
3.2.2 Zum sprachanalytischen Ansatz 217
3.2.3 Das Entdeckungsmoment: Ein Wesenszug der Wahrheitsspiele? 219
3.2.3.1 Exkurs 1: Pro- und Resententiale Theorie der Wahrheit 222
3.2.3.2 Exkurs 2: Was an der Äquivalenzformel (nicht) stimmt 227
3.2.4 Die Grundfrage: Unterliegen »wahr« und »Wahrheit« spezifischen Verwendungsbedingungen? 229
3.2.4.1 Situative Verwendungsbedingungen gewöhnlicher Behauptungshandlungen 229
3.2.4.2 Die Grundthese: Fehlender Konsens als situative Bedingung der Verwendung von »wahr« und »Wahrheit« 232
3.2.4.3 Prüfung der These anhand des Sprachgebrauchs 234
3.2.4.4 Non-Konsens vs. Konsens? 238
3.2.4.5 Wahrheit als wesentlich emphatischer Begriff 239
3.2.4.6 Die Asymmetrie zwischen »wahr« und »falsch« und das Interesse an der Wahrheit 241
3.2.5. Wahrheit und Glück 243
3.2.5.1 G.H. v.Wrights subjektivistische Analyse von Glücksurteilen 246
3.2.5.1.1 Der Schwachpunkt der v. Wrightschen Analyse 248
3.2.5.2 Wahrheit als Voraussetzung von Glück 249
3.2.5.2.1 Die Priorität realen Glücks und warum es vernünftig ist, nach Wahrheit zu streben 252
3.2.5.2.2 Warum wir nicht mit einem illusionär glücklichen Menschen tauschen möchten 255
3.2.6 Fazit und Ausblick auf das Wahrheitsspiel der Philosophie 259

3.3 Philosophische Wahrheit 261
3.3.1 Philosophie als Therapie des Verstandes 263
3.3.1.1 Ein Ende der Philosophie? 265
3.3.1.1.1 Schutt, Beulen und Fliegengläser 267
3.3.1.2 Vom Arbeiten der Philosophie 272
3.3.1.2.1 Vom Wert des Problems 272
3.3.1.2.2 Vom Urgrund philosophischer Probleme 277
3.3.1.2.3 Common Sense als Ort der »gewöhnlichen und irrigen Auffassung« und Quelle philosophischer Irrtümer 279
3.3.1.2.4 Das Kreisen der Philosophie ? Aufbruch, Irrfahrt und Rückkehr 284
3.3.2 Wahrheit und Irrtum in der Philosophie 288
3.3.2.1 Zur Eigenart philosophischer Irrtümer 289
3.3.2.2 Philosophische Wahrheit 294
3.3.2.2.1 Die Wahrheit grammatischer Sätze 296
3.3.2.2.2 Philosophische Wahrheit als Weise der Betrachtung 302
3.3.2.2.3 Zusammenfassung 316
3.3.2.2.4 Der »religious point« in Wittgensteins Verständnis philosophischer Wahrheit 318
3.3.3 Differenzen und Gemeinsamkeiten 332


Abkürzungen der Schriften Wittgensteins 335
Literaturverzeichnis 336



Vorbemerkung

Die vorliegende Arbeit ist in erster Linie einem Anliegen verpflichtet: Sie will Wittgensteins Schriften auf das in ihnen zum Ausdruck gebrachte Verständnis von »Wahrheit« hin untersuchen. Da diese Zielsetzung einen tendenziell sprachanalytischen Beigeschmack hat und eine entsprechende Erwartungshaltung zu wecken Gefahr läuft, sei gleich zu Anfang darauf hingewiesen, dass sich diese Untersuchung nicht ? wie weite Teile der sprachanalytischen Tradition ? von vornherein auf eine Identifikation von »Wahrheit« mit dem Begriff der »Satzwahrheit« oder »Aussagenwahrheit« festlegen möchte. Das mag nicht zuletzt vor dem Hintergrund jener Tatsache überraschen, dass gerade Wittgenstein aufgrund der Sprachphilosophie des Tractatus gemeinhin als einer der Väter dieser Identifikation angesehen wird. Und in der Tat beschäftigen sich die bislang vorliegenden Arbeiten zu Wittgensteins Wahrheitsverständnis fast ausschließlich mit dem Konzept der Satzwahrheit im Tractatus. Demgegenüber ließe sich eine Hauptthese dieser Arbeit wie folgt formulieren: Wittgenstein verwendet (primär im Tractatus aber auch in der Spätphilosophie) in Abgrenzung zu dem dort mehr bzw. weniger ausführlich explizierten und diskutierten Konzept der Satzwahrheit einen davon grundverschiedenen Wahrheitsbegriff. Mehr noch: Dieses andere Verständnis von »Wahrheit« soll gerade für die philosophischen »Sätze« von Bedeutung sein, jene Sätze also, die (zumindest gemäß dem Tractatus) den Begriff der Satzwahrheit ausdrücklich in den Bereich der Naturwissenschaften verweisen. Ein wesentlicher Teil der vorliegenden Arbeit wird folglich darin bestehen, diesen zweiten Wahrheitsbegriff in Wittgensteins Schriften nachzuweisen, zu explizieren und sein Verhältnis zum Begriff der Satzwahrheit herauszuarbeiten.

Ein weiteres zentrales Anliegen dieser Arbeit besteht in der Beantwortung der Frage nach der Wahrheit des Tractatus bzw. der Spätphilosophie selbst. Dass dies ein über das akademische Interesse hinausgehendes und lohnendes Vorhaben ist, hat vor allem folgenden Grund: Wittgensteins Philosophie ist seinem eigenen Bekennen nach stets ethisch ausgerichtet gewesen ? selbst wenn die Themen, mit denen er sich in erster Linie beschäftigte, kaum als genuin ethisch bezeichnet werden können. Gefragt ist daher eine dem Begriff philosophischer Wahrheit Rechnung tragende Interpretation (wesentlicher Züge) des Tractatus bzw. der Spätphilosophie, die Wittgensteins ethische Auffassungen als Konsequenz aus den metaphysischen Konklusionen des Tractatus bzw. den sprachphilosophischen Einsichten der Spätphilosophie verständlich machen. Zwar ist die Bedeutung der Ethik im Denken Wittgensteins in den letzten zwanzig Jahren auch auf breiterer Basis in der Sekundärliteratur akzeptiert und diskutiert worden. Es liegt jedoch meines Erachtens bislang keine Arbeit vor, die das Verhältnis zwischen Wittgensteins ethischen Auffassungen und seinen metaphysischen bzw. sprachphilosophischen Einsichten in angemessen klarer Form darstellt. Der besondere Wert dieser Untersuchung bestünde also darin zu zeigen, dass und in welcher Weise Wittgensteins Ethik auf seinen (theoretischen) philosophischen Einsichten gegründet ist.

Die Struktur dieser Arbeit ergibt sich weitgehend aus der Untersuchung der genannten Themenkomplexe – Satzwahrheit einerseits, philosophische Wahrheit (sowie deren Verhältnis zur Ethik) andererseits – in den verschiedenen Phasen der Philosophie Wittgensteins. Neben den Schwerpunkten Tractatus und Spätphilosophie wird der Untersuchung der Übergangsphase (der zwanziger und dreißiger Jahre) ein eigenständiger, wenn auch weniger umfangreicher Abschnitt eingeräumt. Die nachfolgende Einleitung umreißt die zentralen Gedankengänge sowie die Kernthesen der einzelnen Abschnitte dieser Arbeit.