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Das unerledigte Vergangene

Emil Angehrn, Joachim Küchenhoff (Hg.)
Das unerledigte Vergangene
Konstellationen der Erinnerung

276 Seiten, Hardcover
1. Auflage 2015
ISBN 978-3-958320-58-1
Buchausgabe bei Velbrück Wissenschaft: 34,90 Euro

E-Book (PDF): 24,90 Euro

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Die Herausforderung der Erinnerung liegt nicht nur in der Überbrückung der Zeiten oder darin, die Kluft zwischen Damals und Heute, zwischen Fremdem und Eigenem zu überbrücken, um Vergangenes zu rekonstruieren und Vergessenes zurückzugewinnen. Die Schwierigkeit der Erinnerung kann auch darin liegen, dass das Vergangene selbst sich der Rückschau entzieht, dass es in sich dunkel und verstellt, unerkennbar und unerinnerbar ist. Im Vergangenen kann ein Unerledigtes sein, das sich der Erinnerung widersetzt und zugleich nach ihr verlangt.

In verschiedener Weise hat Geschichtsreflexion die Auseinandersetzung mit einem unerledigten Vergangenen gezeichnet. Kritische Historie will unterdrückten Geschichten Sprache verleihen. Kulturge-schichte will das unabgegoltene Potential von Neuerungen erschließen, die sich nicht durchsetzen konnten. Psychoanalyse reflektiert die nachträgliche Verfestigung von Erfahrungen, die im Zeitpunkt des Geschehens nicht verstanden und deshalb gar nicht wirklich erlebt werden konnten. Die Aufarbeitung des Vergangenen soll dem Verdrängten zur Artikulation verhelfen. Biographische Besinnung kann sich den verschütteten Erlebnissen zuwenden und dem nicht gelebten Leben Ausdruck verleihen. Zum Vergangenen gehört neben dem Wirklichen das Marginalisierte, das Unentwickelte und Unabgegoltene.

Die Seite des Unerledigten und Unterdrückten bedeutet für das Gedächtnis sowohl eine Grenze wie eine Forderung. In ihm liegt die Schwierigkeit ebenso wie die Dringlichkeit des Erinnerns. Dem Vergangenen gerecht werden heißt auch unerfüllte Ansprüche und abgebrochene Entwicklungen ernst zu nehmen, das Vergangene auf seine Zukunft hin zu öffnen.

Die Herausgeber

Emil Angehrn war von 1991-2013 Professor für Philosophie an der Universität Basel. Bei Velbrück Wissenschaft hat er veröffentlicht: Der Weg zur Metaphysik. Vorsokratik, Platon, Aristoteles, 2000; Interpretation und Dekonstruktion. Untersuchungen zur Hermeneutik, 2003; (Hg. mit Ch. Iber u.a.) Der Sinn der Zeit, 2002.

Joachim Küchenhoff ist Professor für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Bei Velbrück Wissenschaft erschienen: Der Sinn im Nein und die Gabe des Gesprächs (2013); veröffentlicht mit Emil Angehrn: Die Vermessung der Seele (2009), Macht und Ohnmacht der Sprache (2012), Die Arbeit des Negativen (2013), Erwartung; Selbsttäuschung; Selbsttäuschung (2017), Erwartung (2019).