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Homo academicus goes Pop

Patricia A. Gwozdz
Homo academicus goes Pop
Zur Kritik der Life Sciences in Populärwissenschaft und Literatur

912 Seiten, Paperback, Fadenheftung
1. Auflage 2016
ISBN 978-3-958320-69-7
Buchausgabe bei Velbrück Wissenschaft: 59,90 Euro

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Am Ende einer 150 Jahre alten, wissenschaftspolitischen Debatte der Two Cultures, die von westeuropäischen Akteuren initiiert und von angloamerikanischen Intellektuellen dominiert worden ist, stehen sich (popularisierende) Naturwissenschaftler und Geisteswissenschaftler im semantischen Kampf um den Begriff des Lebenswissens (O. Ette) erneut gegenüber. Den historischen Schauplatz dieses Kampfes der nationalspezifischen intellektuellen Felder, ihrer Akteure und Texte bilden die populärwissenschaftlichen Subfelder akademischer Wissensproduktion.

Aus einer (wissens-)soziologischen, komparatistisch-historischen wie textanalytischen Herangehensweise widmet sich die Autorin in dem ersten Teil des Buches der Genese und Struktur des populärwissenschaftlichen Feldes im internationalen Vergleich (England, Deutschland, Frankreich, USA, Lateinamerika). Ausgehend von literatur- und texttheoretischen Ausführungen zu unterschiedlichen nationalen Genres des populärwissenschaftlichen Schreibens und zur Theorie des Popularisierens im Allgemeinen untersucht sie im zweiten Teil im Kontext der historischen Disziplingenese der Biologie anhand ausgewählter Akteure der Genetik, Epigenetik, Sociobiology und Evolutionary Psychology die intellektuellen Netzwerke und ihre Textproduktion.

Im dritten Teil schließlich avanciert die fiktionale Erzählliteratur selbst zur Kritikerin lebenswissenschaftlicher Ideologien/Theorien. Anhand ausgewählter literarischer Werke des 20./21. Jahrhunderts werden die Wechselbeziehungen zwischen fiktionaler Erzählliteratur und nicht-fiktionaler Sachbuchliteratur untersucht, um die Frage zu erörtern, auf welche Art und Weise Alltags- und Wissenschaftssprache in der Literatur miteinander interagieren, um eine immanente Ideologiekritik spekulativer Theoriebildung des Popular Science Writing zu initiieren.

Das Buch richtet sich an alle Interessierten aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, die das wissenschaftspolitische Programm der ›Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft‹ (O. Ette) in anwendungsorientierten Forschungskontexten erprobt wissen wollen.

Das Buch facht mit seinen polemisch-kritischen Thesen und für eine Dissertation eher unkonventionellen und selbstreflexiv-ironischen Schreibstil das Gespräch über Populärwissenschaften weiter an, weil es das Populäre ist, was sich quer über die sozialen Felder legt und der ›illusio‹ (P. Bourdieu) des akademischen Textspiels neue Wege eröffnet.


Die Autorin

Patricia A. Gwozdz (*1985), Priv.-Doz. Dr., forscht und lehrt am Institut für Romanistik der Universität Potsdam zu Themen an den Schnittstellen zwischen Geistes- und Naturwissenschaft, den Medical Humanities, dem Feld der Populären Wissenschaft insbesondere der Life Sciences sowie den Beziehungen zwischen Literaturtheorie und Philosophie. Mit »Ecce figura: Anatomie eines Konzepts in Konstellationen (200 n. Chr. bis 1924)« schloss sie ihr Habilitationsprojekt (Mai 2021) zur interdisziplinären Begriffsgeschichte zwischen Literatur- und Kunstgeschichte, Theologie und Philosophie ab. Die Venia legendi wurde ihr in Romanischer Philologie und in der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft verliehen.