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Krieg und Frieden im Prozess der Globalisierung
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Krieg und Frieden im Prozess der Globalisierung

Matthias Lutz-Bachmann und Andreas Niederberger (Hg.)
Krieg und Frieden im Prozess der Globalisierung
176 Seiten, broschiert
ISBN 978-3-934730-87-8
Buchausgabe bei Velbrück Wissenschaft 24,90 Euro

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Das mit dem Westfälischen Frieden des Jahres 1648 begründete System der neuzeitlichen Staaten hatte im klassischen Völkerrecht seinen angemessenen Ausdruck erhalten. Alle Staaten waren gleichberechtigt. Als souveräne Akteure hatten sie nach innen das Monopol der rechtsförmigen Gewalt inne. Im Verhältnis zu anderen Staaten waren sie berechtigt, jederzeit vom Zustand des Friedens in den Zustand des Krieges überzuwechseln. Das im klassischen Völkerrecht grundgelegte Recht eines ius ad bellum wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in der Charta der Vereinten Nationen aus dem Völkerrecht entfernt. Seither gelten im Völkerrecht das Prinzip eines die Staaten bindenden Gewaltverbots und das System der kollektiven Sicherheit. Der Prozess der Globalisierung ist durch einen andauernden Verlust von staatlicher Souveränität gekennzeichnet: nach innen durch die Abnahme staatlich-administrativer Handlungskompetenz, nach außen durch die wechselseitige Abhängigkeit der Einzelstaaten von einer Vielfalt miteinander verbundener Faktoren. Angesichts der gleichzeitigen Abhängigkeit aller Akteure von Ereignissen, die sich geographisch betrachtet weit entfernt von den Grenzen der Staatsterritorien abspielen, ist der Prozess der Globalisierung mit einer dramatischen Destabilisierung des Konzepts der überlieferten Staatenwelt verbunden. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung diskutieren die Beiträge dieses Bandes die neue Situation von Krieg und Frieden in einer sich globalisierenden Welt: Staaten können, wenn überhaupt, die Gefahr von Kriegen nur durch Systeme überstaatlicher Zusammenarbeit abwehren; neue Akteure, die das Völkerrecht bisher als Kriegsparteien nicht kannte, treten auf und können mit Gewaltandrohung und Gewaltanwendung das System der internationalen Staatenwelt jederzeit in eine tiefe Krise stürzen. Angesichts dieser Entwicklungen wird der Ruf nach einem starken Völkerrecht laut, das durch die Vereinten Nationen exekutiert werden soll. Zugleich aber erlauben die engen Grenzen der Zuständigkeit und die Entscheidungsmechanismen der Vereinten Nationen es vielfach nicht, wirksam kriegerische Entwicklungen zu begrenzen. Schließlich treffen, bedingt durch Migration und Mobilität, unvermittelt Träger unterschiedlicher Wert- und Kultursysteme aufeinander, die zur Verschärfung von sozialen und ökonomischen Spannungen beitragen können. Welche Folgen sich aus diesen Entwicklungen für die Fragen nach Krieg und Frieden ergeben, wird in diesem Band aus der Perspektive der Politischen Philosophie internationaler Beziehungen analysiert und diskutiert.



Matthias Lutz-Bachmann, geb. 1952, ist Professor für Philosophie unter besonderer Berücksichtigung der Philosophie des Mittelalters, der praktischen Philosophie und der Religionsphilosophie am Institut für Philosophie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie Adjunct Professor of Philosophy am Department of Philosophy der Saint Louis University in St. Louis (Graduate Faculty).
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Andreas Niederberger, geb. 1972, hat in Frankfurt, Paris (I) und Saint Louis (USA) Philosophie, Soziologie und Romanistik studiert. Er ist Außerplanmäßiger Professor am Institut für Philosophie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main.
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