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Verfremdungsspiele

Moritz von Stetten
Verfremdungsspiele
Zur Unterscheidung von vier Formen des systemtheoretischen Denkens  

484 Seiten, broschiert
1. Auflage 2018
ISBN 978-3-95832-157-1
Buchausgabe bei Velbrück Wissenschaft: 49,90 Euro

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Wie nur wenige Theorieprojekte vor und nach ihr hat Niklas Luhmanns Systemtheorie Gräben durch die Forschungslandschaft gezogen. Während viele ihre sozial- und gesellschaftstheoretischen Errungenschaften betonen, lehnen andere ihre Erneuerungen der Soziologie reflexartig ab. Einige halten sie für ein experimentierfreudiges, innovatives Denkabenteuer, andere für eine modernistische, konservative und eurozentrische Gesellschaftstheorie. Manche verstehen ihre abstrakte Ironie als ihr eigentliches Herzstück, andere sehen darin nur die Begriffsspielerei einer geniebesessenen, realitätsfernen Soziologie.

Moritz von Stetten interpretiert Luhmanns Systemtheorie als ein theoretisches Verfremdungsspiel, das spätestens seit der sogenannten »autopoietischen Wende« in den 1980er Jahren bewusst für unterschiedliche Lesarten geöffnet wurde. Er arbeitet dazu das Motiv der Verfremdung als versteckten Kern des systemtheoretischen Denkens heraus. Luhmanns Systemtheorie wird so nicht als begrifflicher Monolith, sondern als theoretisches Chamäleon mit sich stellenweise wechselseitig ausschließenden Deutungsmöglichkeiten verstanden.

Außerdem wird der These widersprochen, dass es sich nur um eine Systemtheorie handelt, die im interdisziplinären Diskurs verhandelt wird. Daran anschließend unterscheidet von Stetten innerhalb der Rezeption von Luhmanns Spätwerk vier Formen des systemtheoretischen Denkens, die auf jeweils andere, aber stets nachvollziehbare Art und Weise an eine Technik der Verfremdung anknüpfen. Die Unterscheidung dieser vier Formen des systemtheoretischen Denkens dient der systematischen Rekonstruktion und Erschließung der unübersichtlichen Rezeptionsgeschichte der Systemtheorie in den Sozial-, Kultur- und Medienwissenschaften. Es ergibt sich ein theoretisches Panorama, von dem aus die Fragen und Ziele von Luhmanns Systemtheorie im interdisziplinären Forschungskontext neu betrachtet und bewertet werden können.


Der Autor

Moritz von Stetten ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Soziologie der Universität Bonn. Davor war er Lehrbeauftragter am Max-Weber-Institut für Soziologie der Universität Heidelberg. Es folgte ein Promotionsstipendium der a.r.t.e.s. Graduiertenschule am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln. Neben der Sozial-, Gesellschafts- und Medientheorie liegen seine Schwerpunkte in den Bereichen Medizinsoziologie sowie Soziologie psychischer Erkrankungen. Außerdem veröffentlicht er zu sub- und popkulturellen Themen.